21 Aug
Bukumatula 1/2020
Eine (Zeit-)Reise zum Geburtsort von Wilhelm Reich Stefan Hampl, Sigmund Freud PrivatUniversität
von
Stefan Hampl:
Vorwort und Danksagung
Ich danke Wolfram Ratz für die Möglichkeit diesen Text in der Zeitschrift des Wilhelm Reich Instituts Wien veröffentlichen zu können. Mit Wolfram verbindet mich die besondere Erfahrung, dass wir im September 2017 gemeinsam das Grab von Wilhelm Reichs Vater Leon am Wiener Zentralfriedhof aufsuchten.
Ich hatte die Grabstätte im Zuge meiner biografischen Recherchen über Wilhelm Reich entdeckt, nachdem ich sie zuvor vergeblich im ehemaligen Galizien gesucht hatte. Wolfram beruhigte mich begeistert: „Immer wieder kommt etwas Neues über Wilhelm Reich zutage!“ Da wartet dieser Erinnerungsort 100 Jahre auf seine Wiederentdeckung und erscheint plötzlich in unmittelbarer Umgebung des Reichinstituts!
Von meinen Erzählungen über Reichs Wurzeln in Altösterreich, Galizien bzw. der Bukowina angestoßen, machte mich Wolfram auch auf Walter Kogler aufmerksam. Schon 30 Jahre vor mir war dieser in die Ukraine auf Spurensuche nach Wilhelm Reich aufgebrochen. In dem damals noch sowjetisch kontrollierten Land war Walter Kogler mit unzähligen Schikanen konfrontiert. Der dabei entstandene Reisebericht liest sich heute noch wie ein fantastischer Abenteuerroman (erschienen in Bukumatula 2/1992; abrufbar unter: https://www.wilhelmrei.ch/back-in-the-ussr).
1987 begleitete Kogler sogar die renommierte Fotojournalistin Digne Meller Marcovicz für eine Reich-Dokumentation nach Lemberg. Der Weg zu Reichs Geburtsort blieb ihnen verwehrt. Dafür wurde Walter Kogler (gemeinsam mit Persönlichkeiten wie Willy Brandt, Myron Sharaf, Elsa Lindenberg etc.) im Film „Viva Kleiner Mann!“ verewigt.
Es würde mich freuen, wenn mein Reisebericht ebenso Ansporn für andere wäre, Wilhelm Reichs Wurzeln im damals östlichsten Teil der Donaumonarchie nachzuspüren. Jede wiederentdeckte Erinnerung bringt auch wieder eine neue Seite in uns selbst hervor.
Dieser Beitrag ist eine gekürzte und überarbeitete Version für die Zeitschrift Bukumatula des Wilhelm Reich Instituts Wien. Quellenangabe des Originalbeitrags: Hampl, S. (2017). Dobzauer Erinnerungen. Eine (Zeit-)Reise zum Geburtsort von Wilhelm Reich. In T. Slunecko, M. Wieser, & A. Przyborski (Hrsg.), Kulturpsychologie in Wien (S. 90–127). Facultas Verlag. Nähere Informationen über meine aktuelle Reichforschung unter: www.wilhelmrei.ch oder fb.me/unchartedreich
„Manchmal fängt etwas Neues mit einem Gespräch darüber an, was sich allzu lange wie von selbst verstanden hat, oder auch nur mit der Erinnerung an etwas, was in Vergessenheit geraten ist.“ (Schlögel 2006)
Einleitung
Wer hätte gedacht, dass Wilhelm Reich aus der heutigen Ukraine stammt? Dabei ist er kein Einzelfall. Auch bekannte Schauspieler wie Dustin Hoffmann, Walther Matthau oder Silvester Stallone haben ukrainische Wurzeln. Die Vorfahren bedeutender Künstler wie Andy Warhol, Lenny Kravitz und Bob Dylan, und auch die des Nobelpreisträgers für Ökonomie, Milton Friedman, stammen von dort. Die Eltern Sigmund Freuds kommen aus Brody, einem der ehemals östlichsten Außenposten der Donaumonarchie.
Für manche Berühmtheit waren ihre Erfahrungen im Kindes- oder Jugendalter im ukrainischen (vorm. ruthenischen) Kulturumfeld für den Rest des Lebens bestimmend. So wurde etwa Kasimir Malewitschs Suprematismus von der ornamentalen bäuerlichen Malerei und Stickkunst in der Ukraine beeinflusst, dem Komponist George Gershwin diente ein ukrainisches Schlaflied als Vorlage für seinen Welterfolg „Summertime“, der Psychoanalytiker und Naturforscher Wilhelm Reich entwickelte seine Theorie der Sexualität und Charakterpanzerung aufgrund seiner jugendlichen Erfahrungen am väterlichen Gutshof (W. Reich 1994).
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts brachte die galizische Hauptstadt Lemberg besonders viele Persönlichkeiten hervor, die bis heute für Wissenschaft und Kultur bedeutsam sind. So etwa die bekannten Schriftsteller Joseph Roth (1894-1939 Paris), Leopold von Sacher-Masoch (1836-1895 Linheim), den Immunologen und Erkenntnistheoretiker Ludwik Fleck (1896-1961 Nes Ziona, Israel), den Psychologen und Brentano-Schüler Alexius Meinong (1853-1920 Graz), den Reformpädagogen und Psychoanalytiker Siegfried Bernfeld (1892-1953 San Francisco), den Ökonomen Ludwig von Mises (1881-1973 New York), zu dessen Schülern u.a. der phänomenologische Soziologe Alfred Schütz (1899 Wien-1959 New York) zählt, sowie dessen Bruder, den Mathematiker Richard von Mises (1883-1953 Boston), die Psychologin und Psychoanalytikerin Else Frenkel- Brunswik (1908-1958 Berkeley; Mitarbeiterin von Charlotte und Karl Bühler sowie Frau von Egon Brunswick).
Der Religionsphilosoph Martin Buber wuchs bei seinen Großeltern in Lemberg auf. Auch ein prominenter Offizier stammt von dort: Oberst Alfred Redl (1864-1913 Wien), der am Vorabend des Ersten Weltkriegs österreichische Militärgeheimnisse an die Russen verriet und damit in den Augen vieler für das Ende Galiziens und damit der Habsburger-Monarchie mitverantwortlich ist.
Wilhelm Reichs galizische Wurzeln
In Wilhelm Reichs Autobiografie stellt der Name seines Geburtsorts eine überraschende Leerstelle dar. Wilhelm Reich wurde nach eigenen Angaben 1897 „als erstes Kind nicht unvermögender Eltern auf einem kleinen Dorf geboren“ (W. Reich 1994, S. 13). Danach übersiedelte er mit seinen Eltern auf ein größeres Landgut in der Bukowina, ging in Czernowitz aufs deutsche Gymnasium, kämpfte im Ersten Weltkrieg, bevor er 1918 zum Studium nach Wien kam, wo er Sigmund Freud kennenlernte. Dieser war von Reich offensichtlich so beeindruckt, dass er ihn mit gerade 22 Jahren noch als Student in die Wiener Psychoanalytische Vereinigung aufnahm.
Während meines eigenen Psychologiestudiums habe ich mich nie näher mit Wilhelm Reich beschäftigt. Zwar war mir der Name geläufig, aber mein Wissen über ihn beschränkte sich auf Schlagworte sowie die Kommentare anderer: Psychoanalytiker, Kommunist, Charakteranalytiker, Sexualtherapeut, Regenmacher. Offensichtlich ein Mensch mit Ecken und Kanten. Meine nähere Bekanntschaft mit Wilhelm Reichs Lebensgeschichte beruhte schließlich auf einer folgenreichen Verwechslung.
Eines Tages sah ich das Buch Der ‚Fall’ Wilhelm Reich (Fallend & Nitzschke 2002) am Schreibtisch eines Kollegen liegen. Es geht dabei um Wilhelm Reichs Ausschluss aus der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung 1934. Was für ein dramatisches Schicksal für Freuds angeblich begabtesten Schüler (1) Am Abend desselben Tages lief der Fernsehfilm Der Fall Wilhelm Reich von Regisseur Antonin Svoboda (2013).
Nach einigen Filmminuten wurde mir klar, dass es sich dabei offensichtlich um einen gänzlich anderen „Fall“ Reich handelte, der jedoch nicht minder faszinierend war: Im Zentrum des Films standen Reichs umstrittene Experimente mit Regenkanonen und Orgon-Akkumulatoren im nordamerikanischen Exil. Die dortigen Behörden ordneten die Vernichtung seiner Forschung und Verbrennung seiner Bücher an. Im Anschluss wurde Reich sogar inhaftiert.
Er starb während der Verbüßung einer zweijährigen Haftstrafe am 3. November 1957 im United States Penitentiary, Lewisburg (Pennsylvania)(2). Wie uns der Film zu verstehen gibt, waren die USA der 1950er Jahre für jemanden wie Reich, den man als Kommunist und Quacksalber verdächtigte, alles andere als ein Ort der Freiheit. Sein Los erinnert an die Tragik eines griechischen Mythos: Dem Holocaust in Europa entkommen, wurde er ausgerechnet im Land der unbegrenzten Möglichkeiten bis zum Tode verfolgt.
Doch wo hatte dieses bemerkenswerte Leben seinen Anfang genommen? Laut Eintrag 93 aus dem Trauungsbuch des israelitischen Matrikelbezirkes Lemberg (Abb. 2) haben Reichs Eltern 1895 geheiratet. Die Mutter Cecylia stammte aus Brody nahe der ehemals österreichisch-russischen Grenze, der Vater Leon war wohnhaft in Dobrzanicy bzw. Dobrzanica (poln.; dt. Dobzau, ukr. Dorbrjanytschi), wo er eine Landwirtschaft betrieb. Laut Ratz (1994) wurde auch Wilhelm Reich dort geboren. Ob an diesem Ort wohl heute noch etwas an diesen berühmten Sohn der Gemeinde erinnern würde?
Erhebung: Die Reise zum Geburtsort von Wilhelm Reich
Jewish heritage travel is an odd phenomenon. We travel to these distant locations, where we usually do not speak the language, and often with very little concrete information, in search of some sort of connection. If it was knowledge about the places we wanted, an internet search would likely yield more facts than an on-site visit. We are looking for the sort of emotional knowledge that articles and photographs cannot provide. But do we find it? And perhaps more importantly, is it sufficient to satisfy our own curiosity or do we have a greater responsibility? (Adler 2017)
Wilhelm Reich ist in Dobzau geboren, das auf Polnisch Dobrzanica und auf Ukrainisch Dobrjanytschi heißt. Als ich am 23. Juli 2015 den Namen der knapp 300-Seelen-Gemeinde Dobrjanytschi in das Navigationsgerät meines Autos eintippe, stelle ich voller Verblüffung fest, dass er prompt gefunden wird. Der Tank ist voll, das Wetter gut, also spricht nichts gegen eine kleine Landpartie mit meiner Familie.
Die einzige Maßnahme, um sich bei aller Spontaneität ein wenig abzusichern, ist es, kurz vor Abfahrt noch beim Bürgermeister des Dorfes anzurufen. Seinen Namen und seine Telefonnummer hatte ich über eine ukrainische Internetseite recherchiert. Vielleicht konnte er uns ja bei der Suche nach dem Geburtshaus von Wilhelm Reich vor Ort behilflich sein. Von Lemberg aus dauert die Fahrt wie geplant ca. eineinhalb Stunden. Anfangs haben wir noch mit Verkehr und Baustellen zu tun, doch nach der Abzweigung in Bibrka sind wir fast die einzigen auf der Straße.
„Dobrjan“: Das Ortsschild von Dobrjanytschi ist nur noch teilweise lesbar. Noch ahne ich nicht, wie bezeichnend dieser erste Hinweis für den weiteren Verlauf meiner Forschung sein wird. Wir fahren in den Ort hinein und fragen einen jungen Mann am Straßenrand nach dem Bürgermeister. Er empfiehlt uns, weitere 200 Meter geradeaus zu fahren. Die Dorfstraße ist in sehr schlechtem Zustand; der Asphalt hat sich zu den Rändern hin aufgelöst.
Wir holpern mit unserem Auto langsam den Hügel hinauf. Vor einem zweistöckigen, dunkelroten Haus auf der linken Seite bleiben wir stehen. Nachdem es das einzige mehrgeschossige Haus in der Straße ist, vermuten wir, dass es sich wohl um das Gemeindeamt handeln dürfte. Ein älterer Herr in für ländliche Verhältnisse gepflegtem Äußeren steht vor dem Tor und winkt uns zu. Es handelt sich um den Bürgermeister Senowyj Wynnyzkyj.
Er hat uns schon erwartet. Wir steigen aus und begrüßen ihn mit Handschlag. Er ist sichtlich erfreut über unseren Besuch. Fremde Leute kommen nicht oft in diese Gegend. Das letzte Mal seien vor etwa fünf Jahren ein paar Ausländer hier gewesen. Diese hätten ebenso nach Wilhelm Reich gesucht; vermutlich Verwandte von ihm, sagt der Bürgermeister. Mit der Frage nach Reichs Geburtshaus bringen wir ihn in Verlegenheit. Vor einigen Jahren hätte ein Historiker aus Lemberg, Vasil Laba, die Geschichte der Gegend untersucht. Mitunter könne dieser uns mehr erzählen. Er selbst sei zwar schon einige Zeit Bürgermeister, aber leider zu jung (ca. Mitte 60), um uns nähere Auskünfte zu geben.
Er sieht jedoch eine Chance darin, eine der ältesten Dorfbewohnerinnen, Frau Kateryna bzw. Pani Kateryna, wie man in der Ukraine sagt, zu fragen. Sie könnte sich vielleicht erinnern. Zwar sei sie nicht die allerälteste, verfüge jedoch über ein hervorragendes Gedächtnis und kenne jeden, der in diesem Dorf lebe und einmal gelebt habe. Sogleich macht sich der Bürgermeister auf, Pani Kateryna zu suchen und kehrt mit ihr drei Minuten später zurück.
Pani Kateryna
Pani Kateryna, eine rüstige 82-jährige, setzt sich in den Schatten eines Baumes und übernimmt gleich die weitere Gesprächsführung. „Um wen handelt es sich bei dem Gesuchten? (…) Hatte dieser eine Frau oder Verwandte? (…) Wenn er berühmt war, müsste er doch am oberen Ende der Straße gewohnt haben…“. „Nein, berühmt war er damals nicht“, entgegnet der Bürgermeister. „Naja, aber an die Deutschen erinnern wir uns und auch an die Juden“, sagt Pani Kateryna. „Da gab es zum Beispiel die Kortschmi (3), dort waren Juden.“ (…) „Hanna hatte doch einen Jungen mit roten Haaren, wie hieß der nochmal?“ (…) „Wie hat man Wilhelm Reich denn als Kind gerufen“, werde ich gefragt.
Auf die Frage fällt mir auf die Schnelle und wenig geistreich nur „Willy“ ein. In dem Moment scheint es mir absurd, dass Reich ausgerechnet hier in der heutigen Ukraine so gerufen worden sein könnte. Es überrascht mich daher wenig, dass die Versammelten mit dem Spitznamen sichtlich wenig anfangen können. Erst meine späteren Recherchen bestätigen meine damalige Intuition. „Willy“ dürfte tatsächlich Reichs Spitzname gewesen sein, zumindest während seiner Studienzeit in Wien (Sharaf 1994, S. 44).
Pani Kateryna fährt fort, ihr Gedächtnis nach weiteren Personen zu durchforsten, die aus ihrer Sicht einen Beitrag zur Suche nach Wilhelm Reich leisten könnten. Jeden Namen, der ihr einfällt, spricht sie laut und deutlich aus; jeden Menschen ihrer Erinnerung charakterisiert sie anhand von Merkmalen, die für ihn bzw. sie typisch gewesen sind. Es kommt einem so vor, als würde sie auf diese Weise versuchen, sich selbst, aber auch den anderen so etwas wie „Erinnerungsbälle“ zuzuwerfen, um die bestehende Gedächtnislücke der Gruppe möglichst rasch zu schließen. „An Scheiko kann ich mich etwa erinnern, der ist hier bei Mamas Haus begraben“.
Mit meinem bruchstückhaften Ukrainisch versuche ich den Erzählungen einigermaßen zu folgen. Wie mir auffällt, scheinen sie sich zunehmend im Kreis zu drehen. Keine anfangs noch so vielversprechende Familienspur führt letztlich zu Wilhelm Reich; für die Gruppe Grund genug, auch meine Beziehung zu ihm zu thematisieren. „Warum sucht dieser Herr eigentlich nach diesem Reich“, fragt Pani Kateryna den Bürgermeister.
Dass ich mich einfach für den Geburtsort eines bekannten Menschen interessiere, scheint den Beteiligten nicht unmittelbar einzuleuchten. Reich müsse sicher ein Vorfahre von mir sein, vielleicht mein Großvater oder Urgroßvater. Warum sollte schließlich ein Fremder hier einen anderen Fremden suchen? Ich werfe einen kurzen Blick auf meinen kleinen Sohn, der neben uns gerade versucht ein Huhn zu fangen. Er wäre dann wohl Reichs Ururenkel.
Im kindlichen Treiben fallen Vergangenheit und Gegenwart in eins. Fast ist es, als ob der kleine Wilhelm Reich (Abb. 1) hier zu unseren Füßen spielen würde. Die frühesten Erinnerungen der Dorfbewohner sind ihre eigenen Kindheitserinnerungen und diese setzen erst mit Mitte der 1930er-Jahre ein. Eine zentrale Zäsur für das Dorf – darin sind sich alle Beteiligten einig – stellt der Einmarsch der Sowjettruppen 1939 ins damals polnische Dobrzanica (ukr. Dobrjanytschi) dar. Bis zum heutigen Tag sei die Ukraine von den „Ruskis“ (umgs. für ‚Russen’) bedroht, sagt Pani Kataryna.
Damit spitzt sich das Gespräch in weiterer Folge auf eine einzige Schlüsselfrage zu, nämlich ob Reich vor oder nach den „Moskali“ (ebenso umgs. für ‚Russen’) in Dobrjanytschi war. „Wenn Reich früher da gewesen ist, dann ist eine Erinnerung an ihn grundsätzlich unmöglich“, deklariert Frau Kateryna mit Nachdruck. Nähere Auskunft hätte höchstens ihr verstorbener Vater geben können, oder der Lehrer der deutschen Schule, auf die sie im Ort als Kind gegangen sei. „Dieser Lehrer habe aber leider weder Frau noch Kinder gehabt“, ergänzt der Bürgermeister. Entmutigt seufzt er, weil in Ermangelung von Nachkommen auch diese Spur im Sand verläuft.
An dieser Stelle fällt mir wieder ein, warum wir ursprünglich hergekommen waren: um das Geburtshaus von Wilhelm Reich zu finden. Frau Kateryna erinnert sich, dass einer der Juden oben am Hügel gewohnt hätte und ein zweiter … – an dieser Stelle fällt ihr der Bürgermeister jäh ins Wort. Diese Idee könne sie gleich verwerfen, denn der Gesuchte sei schließlich Österreicher oder Deutscher und kein Jude gewesen.
Mein Kommentar, dass das eine das andere nicht ausschließe, stimmt ihn sichtlich nachdenklich. Zögerlich bestätigt er meine Aussage und wendet sich dann verlegen ab. Mir kommt vor, dass ihm die Situation peinlich ist. Im Nachhinein kann es für den Bürgermeister tröstlich sein, dass auch mir im Zuge der weiteren Forschung ähnliche Denkfehler aus Selbstverständlichkeit unterlaufen werden.
Abschließend empfiehlt uns Pani Kateryna, im alten Teil des Friedhofs weiterzusuchen. Dort gäbe es noch „deutsche“ Gräber, die uns vielleicht weiterhelfen könnten. Wir verabschieden uns von ihr und den übrigen Dorfbewohnern und Dorfbewohnerinnen (zwischenzeitlich sind insgesamt zirka sechs bis sieben Nachbarn um uns versammelt) und steigen mit dem Bürgermeister ins Auto. „Über Stock und über Stein…“ – diese deutsche Redensart gibt uns Pani Kateryna noch auf den Weg mit. Sie war ihr ganz zuletzt noch aus ihrer Kindheit eingefallen. Ich denke daran, während wir die holprige Straße zum Friedhof hinauffahren. Die Straße wird von den Dorfbewohnern heute noch „Koloniya“ genannt, weil dort einmal die „deutsche Kolonie“ des Ortes gewesen sei.
Deutsche Kolonie, deutscher Überfall, deutscher Lebensraum
Beim Gedanken an die „deutsche Kolonie“ kommt mir unmittelbar der „deutsche Überfall“ auf Polen vom 1. September 1939 in den Sinn. Zwar hatten wir in Dobrjanytschi noch nicht das Geburtshaus von Wilhelm Reich gefunden, jedoch standen wir zweifelsohne an einem jener scheinbar unspektakulären, aber geschichtsträchtigen Orte, an dem der Zweite Weltkrieg begonnen hatte.
Genau aus westlicher Richtung, in die wir gerade fuhren, dürfte die Deutsche Wehrmacht damals angerückt sein. Plötzlich überkommt mich ein Gefühl der Beklemmung. Was würde ich tun, wenn dies in eben diesem Moment passieren würde? Ich versuche mir vorzustellen, wie die Dorfbevölkerung reagiert und wie anschließend das Dorfleben unter deutscher NS-Verwaltung ausgesehen haben mag.
Gut, dass Wilhelm Reich damals schon weg war, denke ich mir. Die Juden wurden sicher alle auf grausame Weise ermordet, so wie in der nächsten größeren Stadt Rohatyn (s.u.). Die „Deutsche Kolonie“ in Dobrjanytschi: Welch ein Euphemismus für eine der Keimzellen nazideutscher Lebensraumpolitik im Osten! Doch noch war ich zu sehr in meiner eigenen Vorstellungswelt und kannte nicht die ganze Geschichte.
Pan Ivan
Bürgermeister Wynnyzkyj reißt mich jäh aus meinen Gedanken. Er bittet mich anzuhalten. Wir könnten es noch bei Herrn Ivan bzw. Pan Ivan versuchen, der in einem der Häuser an der rechten Straßenseite der Koloniya wohne. Dieser sei zwar nicht mehr so gut bei Gesundheit, gehöre aber wie Pani Kateryna zu den Dorfältesten. Vielleicht habe er noch eine Erinnerung an Wilhelm Reich. Wieder lassen wir das Auto auf der Straße stehen und gehen zu Fuß den Weg zum Haus hinunter.
Der Eingang zum Haus liegt auf der rückwärtigen Seite. Über der Eingangstür befindet sich eine mehrfach übermalte Plakette. Laut Bürgermeister sei diese noch von den Deutschen, die im Zweiten Weltkrieg hier gewesen seien. Angeblich war dies das Haus eines der Kommandanten. Die Türe steht offen, der Bürgermeister tritt ohne Umschweife ein. Über einen kleinen Vorraum gelangen wir direkt in die Küche. Dort sitzt Pan Ivan auf einem Stuhl. Der Bürgermeister fragt ihn nach Wilhelm Reich. Ob Pan Ivan wisse, wo dieser gewohnt habe.
Pan Ivan erhebt sich schwerfällig, gestützt auf einen Krückstock, um besser zu sehen, wer gekommen war. Der Bürgermeister wiederholt die Frage: „Wissen Sie, wo Wilhelm Reich gewohnt hat?“. Jawohl das wisse er, sagt Pan Ivan: „Unten beim Dorfbrunnen!“ Wir sind völlig verdattert; auch der Bürgermeister. Pan Ivan geht auf uns zu. „Und diesen Brunnen gibt es doch noch heute!“, setzt er fort. Der Bürgermeister kennt den Brunnen, aber fragt nach, ob er die Antwort auch richtig verstanden hat: „Und dieser Reich hat wirklich dort unten gelebt?“. „Jawohl, dort hat er gelebt!“, bekräftigt Pan Ivan. „Dort hat er gelebt!“ Jetzt sind wir gänzlich aufgescheucht.
Damit hatten wir nicht gerechnet. Ausgerechnet im ehemaligen Haus eines deutschen NS-Kommandanten erfahren wir etwas über den österreichischen Juden Wilhelm Reich! Der Bürgermeister drängt uns ins Freie. Da Pan Ivan nicht mehr gut sehe, sollen wir besser draußen weiterreden.
Unter dem Türstock des Hauses bleibt Pan Ivan stehen und beginnt uns von Wilhelm Reich zu erzählen. Er selbst sei jetzt 86 Jahre alt, 1930 geboren. „Entschuldigen Sie, aber ein wenig hab’ ich schon gelebt. An die Deutschen – da erinnere ich mich an alle! Schließlich bin ich mit ihnen aufgewachsen!“.
Im anschließenden Gespräch amüsieren sich der Bürgermeister und Pan Ivan über Pani Kateryna: Die „Kozlyka“ könne sich an „gar nichts mehr erinnern“, so der Bürgermeister. Ich selbst bin voller Aufregung, dass wir mit Pan Ivan jemanden gefunden haben, der uns weiterhelfen kann – endlich ein Zeitzeuge, der den Namen der Familie Reich kannte und sogar wusste, wo diese einmal gelebt hatte.
Nachdem sich unsere erste Euphorie gelegt hat, beginnen sich jedoch auch Zweifel an Pan Ivans Ausführungen zu regen. Wenn Ivan 1930 geboren sei, was genau könne er dann von Wilhelm Reich erinnern, fragt der Bürgermeister.
„Was war er für ein Mensch? Wer war er?“ Pan Ivan blickt zu Boden und atmet tief aus. „Er war Deutscher, er war Jude, er war Österreicher“, sagt der Bürgermeister. Pan Ivans Blick wandert, er wirkt in Gedanken versunken und nach Worten ringend. „Das … weiß ich schon … nicht mehr …“. Mehrmals setzt er an, um fortzusetzen: „Ich bin schon lange … lange, lange ist es her … vor langer Zeit bin ich mit diesen Deutschen hier aufgewachsen!“. Sein Ton wird plötzlich weinerlich; Pan Ivan kommen die Tränen. Mit einem karierten Stofftaschentuch setzt er vergeblich an, sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Denn die Präsenz der Vergangenheit scheint nun seine Hand zu führen.
Gestikulierend bringt er zum Ausdruck: „Sie haben mir zu Essen gegeben!“. „Ich war erst 2 Monate alt, als mein Vater starb. Ich war so unsagbar arm, dass ich fast verhungert wäre!“. Erst jetzt gelingt es ihm die Hand zum Gesicht zu führen und sich mit dem Taschentuch die Augen zu trocknen. „Diese Deutschen haben mich aufgefangen.
Heinrich hieß einer. Ich ging zu dessen Haus. Der deutsche Dorfvorsteher Karl fragte dort seine Frau: „Lisa hast du dem Jungen schon zu essen gegeben? … Gib ihm zu essen!“. Pan Ivan schnäuzt sich und lächelt zufrieden. Die Deutschen waren anständige Leute und haben ihm als Kind das Leben gerettet.
Die Anschlussfrage des Bürgermeisters „könnte es sein, dass Sie diesen Heinrich vielleicht mit Wilhelm Reich verwechseln?“, wird von Pan Ivan nur am Rande zur Kenntnis genommen. „Ach wissen Sie“, sagt er, „die Menschen wechseln eben. Der eine heiratet, der andere stirbt, …“. „Und haben Sie vielleicht das Buch über die Geschichte Dobrjanytschis?“, will der Bürgermeister abschließend wissen. „Ja, das habe ich!“, sagt Pan Ivan.
„Aber wissen Sie, bei mir ist momentan ein Umbau im Gange …“. Bürgermeister Wynnyzkyj senkt den Blick. Laut seiner Auskunft würde uns dieses Buch von Vasil Laba die Antworten auf all unsere Fragen bieten. Doch wie es den Anschein hat, bleibt es ebenso verschollen, wie das Geburtshaus von Wilhelm Reich. Je mehr wir danach suchen, umso mehr entzieht es sich uns.
Reichs Geburtshaus?
„Viele Dorfhäuser waren hellblau gestrichen. Früher bedeutete das, dass hier ein heiratsfähiges Mädchen wohnte“ (Pollack 2014, S. 90).
Pan Ivan hatte uns den Hinweis gegeben, dass die Familie von Wilhelm Reich am unteren Ende der Koloniya-Straße gewohnt haben könnte. Wir steigen also ins Auto und fahren abermals in die Richtung zurück, aus der wir ursprünglich gekommen waren. Während wir im Schritttempo langsam die Dorfstraße hügelabwärts rollen, mustern wir jedes einzelne Haus entlang des Weges auf Hinweise, die auf eine ehemalige Nutzung durch die Familie Reich hindeuten könnten: vielleicht die Bauform, vielleicht das Alter, vielleicht der Zustand? Irgendwie sehen die Häuser alle gleich aus.
Ich meine die typischen ukrainischen Lehmhäuser zu erkennen, die ich auch schon in anderen galizischen Dörfern gesehen habe: längliche, eingeschossige Bauten mit Satteldach. Ein besonders verfallenes Haus mit klaffenden Rissen in den Wänden springt mir auf der linken Straßenseite ins Auge. Könnte das das Geburtshaus von Wilhelm Reich sein? Der Bürgermeister winkt ab.
Dieses Haus sei baufällig geworden, weil es einfach schon zu lange leer stehe. Ein großes Problem des Ortes sei, dass die Jungen weggingen und die Alten sterben. Dann sei niemand mehr da, um die alten Gemäuer in Stand zu halten. Erst letzte Woche sei wieder eine ältere Frau verstorben – gleich da unten in dem hellblauen Haus. Vielleicht handle es sich dabei ja sogar um das gesuchte Objekt, gibt sich der Bürgermeister plötzlich überraschend zuversichtlich.
Wir halten an und steigen aus. Der Bürgermeister eilt voraus, um uns das Gatter zum Grundstück zu öffnen. Hier habe die verstorbene Dame gewohnt. Wir schauen durch die Fenster ins Haus hinein und schaudern ein wenig. Viel ist aufgrund der Vorhänge nicht erkennbar, aber auf dem Sims stehen noch Blumen und ein paar lila Rosen, von denen manche noch blühen, während von den anderen schon die Köpfe hängen.
Es ist spürbar, dass hier vor Kurzem noch jemand gelebt hat. Wir mustern auch die Eingangstüre, aber diese ist durch ein Vorhängeschloss versperrt. Der Bürgermeister hat keinen Schlüssel. Er vermutet jedoch, dass im bewaldeten hinteren Teil des Grundstücks einmal ein weiteres Haus gestanden haben könnte.
Er beginnt sich den Weg durch zum Teil knie- bis hüfthohes Gestrüpp zu bahnen. Der Waldboden ist mit dichten Doldengewächsen bedeckt, die den Blick auf den Boden behindern. Überwucherte Fundamente wären hier mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Außerdem wissen wir ja nicht, ob das Haus, das hier einmal gestanden haben könnte, irgendwann baufällig geworden und in sich selbst zusammengestürzt oder im Zuge ethnischer Säuberungen gewaltsam entfernt worden war.
Während wir uns im Dickicht vorantasten und mit den Schuhspitzen den Boden nach harten Widerständen abtasten, erfasst mich auf einmal wieder ein Gefühl der Beklemmung. Ich erinnere mich an einen Besuch des ehe- maligen tschechischen Dorfes Lidice. Dieser Ort, der seit dem Mittelalter existiert hatte, wurde von den Nazis 1942 dem Erdboden gleichgemacht und samt seiner 503 Einwohner/inn/en (davon 98 Kinder) von der Landkarte getilgt.
Zum Gedenken an diese unvorstellbare Gräueltat ist das Gelände nach Kriegsende nicht wieder besiedelt worden. An die übermächtigen Ausmaße dieser Auslöschung erinnert heute die Landschaft selbst – als ungeheure Leerstelle. Mit jedem Schritt, den man im weitläufigen Gelände von Lidice setzt, wird man von dem unfassbaren Schrecken erfasst, der hier stattgefunden hat – obwohl und gerade, weil hier außer Wiesen und Bäumen nichts mehr davon zu sehen ist!
Nach unserer Reise nach Dobrjanytschi stoße ich auf ein Buch des österreichischen Journalisten und Galizienforschers Martin Pollack, Kontaminierte Landschaften (2014). Im dritten Kapitel beschreibt Pollack eine Begebenheit, die mich aufhorchen lässt, weil sie mich an meine eigene „Feld“-Forschung erinnert.
Seine Geschichte hat sich nur etwa 20 km weiter südlich von Dobrjanytschi zugetragen: Vor den Augen erstaunter ukrainischer Dorfbewohner sucht ein amerikanischer Wünschelrutengänger nahe der Kleinstadt Rohatyn ein Feld nach jüdischen Massengräbern ab. Aber solange man nicht im Boden gräbt, ist nichts zu finden. Am 20. März 1942 wurden in Rohatyn(4) mehrere tausend Juden brutal ermordet, was in etwa der Hälfte der Bevölkerung entsprach.
In Dobrjanytschi lebten (entsprechend dem galizischen Durchschnitt) vor 1939 vermutlich etwa 10% Juden; 1881 wurden sogar 103 der damals 623 Dorfbewohner/innen der „israelischer Konfession“ (Sulimierski & Walewski 1881, S. 83) zugeordnet; heute gibt es hier keinen einzigen mehr. Der bekannteste (jüdische) Sohn des Dorfes, Wilhelm Reich, war während des Massakers von Rohatyn 1942 schon weit weg in Amerika.
Dass er im selben Jahr sein berühmtes Forschungslabor Orgonon gründete und das ausgerechnet in den weitläufigen Feldern des ländlichen Bundesstaats Maine, hat vor diesem Hintergrund eine besondere Note. Fast wirkt es als wäre die galizische Heimat in Reichs Leben gerade in dem Moment im Westen wiederauferstanden, als sie im Osten endgültig unterging. Der Überlieferung nach habe Wilhelm Reich beim Aufbau seines 1,1 km2-Forschungsanwesens in Maine regelrecht den gutsherrenhaften Habitus seines Vaters Leon(5) angenommen: „Reich also seems to have very much taken after his father in his excellence at ‘running things’.
Indeed, at Orgonon he took pleasure in managing all kinds of practical matters from construction to the selling of timber” (Sharaf 1994, S. 45). Bourdieu u. a. (2009, S. 118) gehen davon aus, dass „der bewohnte (bzw. angeeignete) Raum wie eine Art spontane Symbolisierung des Sozialraums funktioniert“. Aus dieser soziologischen Perspektive kann man in dem genannten Beispiel auch eine Art „Beharrungskraft der Strukturen des Sozialraums“ im physischen Raum erkennen.
Was bedeutet das im Gegenzug für Dobrjanytschi? Wenn die Menschen sich hier nicht weiter zurück als an ihre eigene Kindheit erinnern, gibt es dann auch umgekehrt so etwas wie „Beharrungsstrukturen des physischen Raums“ im Sozialraum? Falls ja, so könnte dies es uns vielleicht ermöglichen, die Strukturen dieses Sozialraums zu rekonstruieren. Nur welche Chance auf Antworten haben wir, wenn auch die materiellen Anhaltspunkte im Raum durch die wechselnden Gewaltregimes der Nazis und der Sowjets sowie zwei zerstörerische Weltkriege ausgelöscht wurden?
Nachdem wir auf dem Grundstück weder auf Fundamente noch auf Gräber gestoßen sind, brechen wir unsere Suche nach Reichs Geburtshaus in Dobrjanytschi nun endgültig ab. Pani Kateryna kommt gelaufen, um uns mitzuteilen, dass Pan Ivan uns vollkommen in die Irre geleitet habe. An der Stelle, an der wir gesucht hätten, habe nie ein Wilhelm Reich gelebt.
Wie sie uns bereits gesagt habe, sei der Friedhof der einzige Ort, an dem wir unser Glück noch versuchen könnten. Wir beschließen ihrem Rat Folge zu leisten und drehen abermals um, da der Friedhof ja am oberen Ende des Hügels liegt. Damit fahren wir nun bereits das fünfte Mal über die Koloniya-Straße, diesmal bis an deren Ende, wo sich der Weg nach Süden und nach Norden teilt.
Kurz vor der Abzweigung zum Friedhof bleiben wir auf der rechten Seite bei einem Gemischtwarengeschäft stehen, um uns ein paar Knabbereien und etwas zu trinken zu kaufen. Zugleich ist es eine gute Gelegenheit, nebenbei noch schnell eine kleine Aufmerksamkeit für den Bürgermeister zu besorgen. Die Zeit drängt ein wenig, da der Bürgermeister noch in den Nachbarort Tutschne muss, der ebenso zum Verwaltungsbereich von Dobrjanytschi gehört.
Dort hätte er einen Streit zwischen zwei Nachbarn zu schlichten, die sich wegen gefangener Forellen in die Haare gekriegt haben. Da der Bürgermeister ohne Auto gekommen ist, bieten wir ihm an, ihn auf unserem Heimweg nach Lemberg in Tutschne abzusetzen.
Der Friedhof: Eine Zeitreise nach Altösterreich
Ruhe sanft
Des Lebens Kummer
Drückt nicht mehr
Dein edles Herz
Rosine Mathias geb. Ario 1899
(Inschrift auf einem Grabstein am Friedhof von Dobrjanytschi, Abb. 11)
Der Friedhof liegt an der Verbindungsstraße zwischen der ehemaligen deutschen Kolonie und dem eigentlichen Ortskern von Dobrjanytschi (Abb. 12). Wir geben uns keiner großen Hoffnung hin, hier am Ende noch eine Spur zu Wilhelm Reich zu finden. Laut seiner Autobiografie (W. Reich 1994) sind seine beiden Eltern zirka 200 Kilometer südlich in Jujinetz bei Czernowitz verstorben.
Dass wir auf die Gräber weiterer Familienangehöriger stoßen könnten, halten wir für unwahrscheinlich. Für Juden gab es mit Sicherheit, wie auch in anderen Dörfern Galiziens, einen separaten Friedhof. Die jüdischen Friedhöfe wurden jedoch vielfach von den Sowjets zerstört, die Grabsteine entfernt und teilweise als Baumaterial verwendet. Der deutsche Fotograf Christian Herrmann dokumentiert in Form von „Galizischen Diptychons“ aktuelle Funde dieser Art und veröffentlicht sie auf Facebook.
Galician Diptych II – The Jewish cemetery of the Galician town of Monastyryska in Ukraine was destroyed in the 1980s, shortly before the Soviet Union imploded. The tombstones were smashed into pieces and used to build the base of a pigsty of a collective farm in the neighbouring village of Horishnya Slobidka. There, were [sic!] the plaster is crumbling, Hebrew letters are getting visible (Herrmann 2017).
Wäre ein Angehöriger der Familie Reich am Friedhof von Dobrjanytschi begraben, hätten der Bürgermeister oder die übrigen Dorfbewohner bzw. -bewohnerinnen uns wohl darauf hingewiesen. Die Einträge im Trauungsbuch (Abb. 2) bestätigen, dass Reichs Mutter Cäcilie Roniger-Reich offensichtlich aus dem 90 Kilometer entfernten Brody stammte. In den Biografien von Wilhelm Reich selbst (W. Reich 1994) sowie jener seiner Frau Ilse (I. O. Reich & Reich 1975) und der seines Sohns Peter (P. Reich 2015) gibt es jedoch keine Angaben zum Verbleib der Großeltern.
Laut Sharaf (1994, S. 56) soll Reichs vermögender Onkel Josef Blum, dessen Landgut in Jujinetz Reichs Vater Leon bewirtschaftete (Sharaf 1994, S. 43), sein gesamtes Vermögen in der Wirtschaftskrise von 1929 verloren haben. Er habe dann einen Platz im B’nai Brith Altersheim ergattert. Seine Schwester und Reichs Großmutter mütterlicherseits, Josephine Roniger, wäre ohne die finanzielle Unterstützung von Reichs erster Frau Otilie auf der Straße gelandet.
Reich versagte der eigenen Großmutter jegliche Hilfe, da sie ein Leben lang seine Mutter gegen seinen Vater aufgehetzt habe. Wo Josef Blum und Josephine Roniger genau begraben sind, ist nicht bekannt. Auch der Verbleib von Leon Reichs Bruder, dem Juristen Arnold Reich, ist ungewiss. Wilhelm Reich selbst wurde 7000 km weit von Dobrjanytschi entfernt auf seinem Anwesen Orgonon in Rangeley, Maine beigesetzt.
Nichtsdestoweniger folgen wir dem Bürgermeister auf den Friedhof von Dobrjanytschi. Letztlich überwiegt die Neugierde, dort vielleicht doch noch etwas Interessantes zu entdecken. Im Zentrum des Friedhofs befindet sich ein mit Blumen geschmücktes Grabmal, das den Widerstandskämpfern des Dorfes im Zweiten Weltkrieg gewidmet ist. Von dort aus gelangen wir in einen Winkel am Rande des Friedhofs, der von hohen Bäumen bewachsen und am Boden von Pflanzen überwuchert ist.
Dort finden wir tatsächlich eine Reihe von deutschen Grabsteinen in unterschiedlich gutem Zustand: Die meisten sind überwachsen, manche sind umgekippt, viele stehen schief. Wie sich anhand der Jahreszahlen entziffern lässt, sind diese Gräber älter als viele andere am Friedhof und fallen sogar tatsächlich genau in die Zeit, in der Wilhelm Reich geboren wurde. „Franz Fischer, Lehrer, 1858-1920“ (Abb. 11): Er könnte die Familie Reich gekannt haben, insbesondere da sich Reichs Vater Leon der deutschen Kultur gegenüber sehr verbunden fühlte.
Nicht zuletzt benannte Leon Reich seinen ersten Sohn nach dem deutschen Kaiser Wilhelm, den er als „Ideal“ verehrt haben soll (W. Reich 1994). Ach, wenn man die Verstorbenen nur fragen könnte! Ich fotografiere die Grabsteine. Auch wenn uns die Spuren vor Ort nicht weiterführen, so erhoffe ich mir, dass die Namen der Verstorbenen mir zumindest im Nachhinein bei der weiterführenden Recherche dienlich sein werden. Jedenfalls sind sie als deutlicher Hinweis zu verstehen, dass es in Dobrjanytschi schon vor dem Zweiten Weltkrieg Deutsche gab. Ich beginne zu ahnen, dass die „deutsche Kolonie“ hier älter sein könnte als ursprünglich angenommen.
Die deutsche Kolonie in Dobzau
Zurück in Wien führt mich die Suche nach dem Geburtsort von Wilhelm Reich in Archive. Vor allem beschäftigt mich die Frage, was man Näheres über die Kolonie von Dobzau erfahren kann. Jedenfalls war diese Gründung kein Einzelfall. Die Ansiedlung deutschsprachiger Kolonist/inn/en stellte das Ergebnis einer großangelegten, bereits 1774 von Maria Theresia eingeleiteten und von Joseph II. ausgebauten, gezielten Kolonisierungspolitik der ländlichen Regionen Galiziens dar. 1781 erließ Joseph II. sowohl ein Ansiedlungs- als auch ein Toleranzpatent zur freien Religionsausübung für orthodoxe Christen und Protestanten (Klijanienko-Birkmann 2014, S. 28).
Auch die Leibeigenschaft wurde aufgehoben. 1782 wurde per Edikt auch den Juden die Religionsfreiheit zugestanden. Damit war es deutschen Einwanderern aus dem damaligen Territorium des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit möglich, sich in Galizien anzusiedeln. Die Siedler kamen bis aus Westphalen, der Pfalz und dem Saarland. Sie erhielten von Wien aus kostenlosen Transport.
In Galizien wurden für sie eigene Häuser errichtet. Äcker und Wiesen, das benötigte Vieh sowie erforderliche Ackergeräte wurden zur Verfügung gestellt. Des Weiteren lockte eine zehnjährige Abgaben- und Steuerbefreiung, der älteste Sohn wurde vom Militärdienst freigestellt. Eine Grundidee dieser Politik scheint gewesen sein, den unterentwickelten und wilden Osten durch die deutsche Sprache und Kultur zu zivilisieren. Jeder Schritt wurde minutiös von staatlicher Seite geplant und finanziert.
„Je 12 bis 20 Familien bildeten eine Kolonie, welcher von der Regierung Ackerland, Häuser, Weideplätze und Waldungen angewiesen wurden“ (Rudolf von Österreich, 1898, S. 472). Die deutsche Kolonie in Dobzau wurde 1786 errichtet (Дума, 2013). Von ihrer Anlage her entspricht die deutsche Kolonie Dobzau geradezu idealtypisch (siehe Abb. 12) der Beschreibung im Kronprinzenwerk: Die deutschen Colonien in Galizien liegen verstreut an dem Nordabhang der Karpathen, im Flußgebiet der Weichsel und des San und in der ostgalizischen Ebene.
Sie bilden nur selten Gemeinden für sich, gewöhnlich sind sie in polnische und ruthenische Gemeinden incorporiert. Sie unterscheiden sich aber von ihren Nachbarn und Gemeindegenossen ganz bedeutend. Schon die planmäßige Anlage der Kolonie sticht von der Anlage der slavischen Dörfer ab. Zu beiden Seiten der Landstraße stehen die ganz gleich gebauten, netten, weißen – aber allzu nüchternen Häuser; an einem Ende der Colonie erhebt sich die Kirche(6) und die Schule.
Auf den ersten Blick bemerkt man, daß dieser Menschensitz nach einem in der Amtsstube ausgearbeiteten Plan schablonenmäßig gegründet wurde, daß hier der Zirkel und Lineal ausschließlich maßgebend waren. Man findet hier nicht jenes Sichanschmiegen an die gegebenen Verhältnisse, jene scheinbare Unordnung, die durch das natürliche Wachsthum des Ursitzes bedingt ist (Rudolf von Österreich, 1898, S. 472).
Dobzau ist damit nicht nur beispielhaft für die individuelle Ansiedlung deutscher Kolonist/inn/en, sondern repräsentativ für ‚eines der größten systematischen Aufklärungsexperimente der Neuzeit’ (Amar 2015, S. 25; Wolff 2012, S. 20). Zwar scheint das ursprüngliche Interesse Österreichs an Galizien eher gering gewesen zu sein, da mit Gebietszugewinnen immer auch Risiken, wie die Ausdünnung von Wehrfähigkeit und Ressourcen verbunden sind.
Letztlich habe man sich aber aus politisch-militärischen Überlegungen dafür entschieden, sich 1772 gemeinsam mit Preußen und Russland an polnischen Gebieten zu beteiligen, um gegenüber diesen beiden erstarkenden Mächten nicht zu stark ins Hintertreffen zu gelangen. Aufgrund seiner geografischen Lage konnte Galizien – im Sinne einer natürlichen Pufferzone gegenüber Russland – sowohl als „Glacis Österreichs“ (Manner 2015, S. 119) dienen, als auch zu einem späteren Zeitpunkt einmal willkommenes Tausch- bzw. Kompensationsobjekt für anderweitige Gebietsansprüche der Habsburger in Europa sein.
Für die Zwischenzeit galt es die Wirtschaftsleistung zu verbessern, die Wehrhaftigkeit zu erhöhen, die (deutsche) Kultur zu entwickeln und den polnischen Adel zu schwächen. „Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die ländliche deutsche Bevölkerung auf insgesamt 39 800, die gesamte deutsche Bevölkerung des Landes auf 93 300 Einwohner angestiegen. 50 Tochtersiedlungen waren gegründet worden, davon 4 in West- und 46 in Ostgalizien, zu denen in den späteren Jahren noch 25 hinzukamen“ (Klijanienko-Birkmann 2014, S. 28).
Im Zuge des Ausgleichs mit Ungarn 1867 erhielten in der Habsburgermonarchie nicht nur die Ungarn, sondern auch die Polen in Galizien ein höheres Maß an Autonomie. Polnisch wurde vielerorts zur Amtssprache und war auch im Alltag weit stärker verbreitet als Deutsch. In den katholischen Kirchen war Polnisch vorherrschend. Gerade die katholischen Siedler verloren ihre Bindung zu deutscher Kultur und Sprache oft durch Heirat. Nach Auffassung der k.u.k-Chronisten gab es daher zwei Speerspitzen des Deutschtums in Galizien: die Protestanten und die deutschsprachigen Juden, zu denen auch die Familie von Wilhelm Reich gehörte.
So paradox es aus heutiger Sicht klingen mag, wurde gerade in die jüdischen Kolonist/inn/en die Hoffnung gesetzt, das Deutschtum in Galizien zu verteidigen. Diese grenzten sich von den galizischen Juden ab, die vorwiegend Jiddisch sprachen(7). Aber auch die Protestanten wiesen aufgrund ihrer Eigenständigkeit und religiösen Überzeugung offensichtlich höchste Resistenz gegenüber der Polonisierung auf. Sie unterstützten die Verbreitung der deutschen Kultur und Sprache aus eigenen Stücken heraus auch administrativ und finanziell (insbesondere durch den „Gustav-Adolf-Verein“).
Die evangelische Kirche errichtete etwa in Dobrjanytschi ein Bethaus mit Schule unter einem Dach (k.k. evang. Oberkirchenrathe, 1875, S. 216) und stellte wohl auch Lehrer Franz Fischer an, dessen Grabstein am Friedhof von Dobrjanytschi zu finden ist (Abb. 11). Denn Friedhöfe waren „in allen Colonien und in Lemberg gemeinschaftlich mit den Communen“ zu führen (ebd. S. 217). Die Schule hatte eine Klasse. Das Bethaus wurde 1826 eingetauft und vermutlich kurz davor errichtet. Pani Kateryna erinnert sich im Gespräch, dass dieses noch bis in die 1940er Jahre existierte und die Glocken dort geläutet haben.
Die in diesem Beitrag elaborierte Lebensgeschichte Wilhelm Reichs könnte einen Anstoß bieten, das bis heute tiefsitzende Trennungstrauma in Ost- und Westeuropa aufzulösen und in ein neues Verständnis des gemeinsamen Kulturerbes überzuführen. Vor allem müsste es gelingen, das angesprochene gemeinsame Erbe für die Menschen wieder im Alltag erlebbar und erfahrbar zu machen und dadurch jene tiefsitzende Maskierung zu durchbrechen, die durch die unvorstellbaren Opfer von zwei Weltkriegen, Holocaust, Nazi- und Sowjetterror sowie Jahrzehnte des Kalten Kriegs gegenwärtig positiv gerahmte, grenzüberschreitende Erinnerung an die untergegangene Welt vor 1914 – jenes habsburgische „Atlantis“ (Röskau-Rydel 2002) – bis heute verhindert.
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(1) Ein wesentlicher Grund für den Ausschluss dürfte laut Slunecko & Ruck (2008) – neben theoretischen Differenzen mit Freud – Reichs konfrontatives sexualpolitisches Engagement gewesen sein.
(2) Damit ereilte Wilhelm Reich ein ähnlich verhängnisvolles Schicksal wie seinen Zeitgenossen, den Sozialpsychologen Gustav Ichheiser, der ebenso 1897 in Galizien, nämlich in Krakau geboren wurde. Ichheiser wurde in den USA mit der Diagnose paranoide Schizophrenie in eine psychiatrische Klinik eingewiesen und begann kurz nach seiner Entlassung Selbstmord (Benetka & Woller 2015).
(3) Als Kortschmi bezeichnet man in Galizien Gasthäuser bzw. Brandweinschenken. Sie wurden früher oft von Juden geführt, da das Gewerbe Christen als verwerflich galt.
(4) Während ich diesen Beitrag schreibe, wird auf den Feldern nahe Rohatyn gerade von Geologen der Boden untersucht. Im Rahmen des Projekts „Rohatyn Jewish Heritage“ (www.rohatynjewishheritage.org) soll über 70 Jahre nach der Shoah endlich geklärt werden, wo sich tatsächlich die jüdischen Massengräber dort befinden und wie viele Skelette noch im Boden liegen.
(5) Leon Reich bewirtschaftete und verwaltete in der Bukowina von 1900-1914 ca. 8 km2 Land.
(6) In Dobzau bzw. Dobrzanica gab es offenbar ein evangelisches Bethaus, das – wie das Bethaus in Unterwalden und die Kirche in Theodorshof – als Filiale der Pfarrgemeinde Lemberg dem Uniwer Diakonat unterstellt war.
(7) Wilhelm Reich weist in seiner Autobiografie darauf hin, dass es ihm von seinem Vater als Kind verboten war, sich mit den einheimischen galizischen Juden abzugeben sowie Jiddisch zu sprechen.
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