21 Aug
Bukumatula 2/2021
(frei nach Hans-Jörg Karrenbrock)
von
Günter Hebenstreit:
Kognitive Dissonanz beschreibt den Prozess im Entscheidungsverhalten, der dazu führt, dass widersprüchliche Wahrnehmungen und Gedanken nach einer Entscheidung viel seltener – und schwieriger – hinterfragt werden als davor. Handlungen und Entscheidungen, einmal getroffen und umgesetzt, werden dann mit Vehemenz verteidigt, auch wenn klar ist, dass diese Entscheidungen ungünstig, schädlich oder falsch waren.
Der Raucher findet eine Reihe von Argumenten sein Rauchen zu rechtfertigen. Der Süchtige präsentiert Argumente und Gründe, die seine Abhängigkeit von der Substanz kaschieren, mildern, verharmlosen soll. Der Räuber fühlt, denkt, in seiner Kindheit keine Liebe bekommen zu haben; hätte jetzt also das Recht auf seiner Seite, sich stattdessen zu nehmen, was er möchte. Es beklagt der Mörder, dass das Opfer ihn ja auf unmenschliche Art provoziert hätte. Das Ziel ist immer dasselbe: Die Aufrechterhaltung eines positiven Selbstbildes, egal welche schädlichen, schädigenden oder asozialen Verhaltensweisen der Mensch zeigt.
Die in den Mainstreammedien pausenlos vermittelten Nachrichten über Tod, Verderben, Gefahr, Untergang, Gefährdung, sei es nun ein Virus oder das Klima oder seien es meinetwegen Außerirdische, Unwetter, Erdbeben oder religiös motivierte Mörder, ruft in den meisten Menschen eine tiefe, sehr tiefe Angst hervor. Die Angst ist an sich auch etwas Nützliches und hilft uns beim Bewältigen von bedrohlichen Ereignissen.
Nun, da wir jetzt auf die 500 Tage weltweitem Seuchenbedrohungsszenario mit Dauerangst-Artillerietrommelfeuer zusteuern, mag der eine oder die andere nicht mehr so recht all das glauben, was so über die Bildschirme flimmert oder im Blätterwald raschelt (oder es glaubt eh schon keiner mehr). Um die akute, eigene Angst zu reduzieren, beschlossen die Regierungen viele Schritte der Veränderung, alle mit der Begründung, gegen diese tödliche Bedrohung anzukämpfen.
Der brave Bürger, die brave Bürgerin hält sich an die gesetzlichen Erlässe, Einschränkungen, Verordnungen und Empfehlungen der immer und immer wieder Angst einhämmernden sogenannten Wissenschaftler, Politiker, Experten und Erklärer. Diesen Weg einmal beschritten, verliert der verängstigte Mensch mehr und mehr die Kontrolle über seine Selbstbestimmung, seine Freiheit im eigenen Leben, sogar seinen freien Willen; alles, ohne es zu bemerken.
Hier findet sich der Prozess der kognitiven Dissonanz: zu erkennen, dass die Dinge vielleicht doch anders waren als sie dargestellt wurden, als sie einem selbst erschienen.
Wenn die getroffenen Entscheidungen sich mehr und mehr als falsch und langfristig ungünstig und schädlich herausstellen, führt das zu sehr unangenehmen, das positive Selbstbild destabilisierenden Gefühlen und Gedanken: Einem Irrglauben aufgesessen zu sein? Wie konnte ich nur das alles glauben? Wie konnte ich nur das alles ungefragt mitmachen? Warum konnte ich nicht klar sehen, was da in Wirklichkeit hinter der „Theaterbühne“ – wie dies Reich in „Cosmic Superimposition“ beschreibt – vor sich ging?
Am folgenden, von mir veränderten Text von Hans-Jörg Karrenbrock möchte ich die schrittweise Wirkungsweise von kognitiver Dissonanz aufzeigen. Sich im Laufe der Zeit einzugestehen, falsch gelegen zu haben, in die Irre gegangen zu sein, gelingt nur mit viel Trauer, Wut, Verzagtheit und viel Scham und Schuldgefühlen.
„Ich hatte Besuch. Er sagte:
Hören Sie doch auf mit Ihrem Freiheits-Scheiß! Hören Sie doch auf mit Ihrem Beharren auf den alten Reich und Ihre Freiheit. Je schneller wir die Vorgaben der Regierung, der WHO und der Gesundheitsbehörden erfüllen, desto schneller sind wir raus aus der Sache. Machen wir‘s so, wie die das sagen.
3G, Tests, Impfung, Pass, alles fein, aber fix, jetzt muss es sein. Dann können wir auf Urlaub fahren, einkaufen gehen, unsere Arbeit behalten und haben unsere Ruhe. Dann wird schon irgendwann die alte Normalität wieder kommen und wir bekommen unsere Rechte zurück. Hören Sie doch auf mit ihrem Misstrauen und ihren kruden Theorien.
Es ist ja nur eine Maske.
Es sind doch nur drei Wochen.
Es ist ja nur, bis der R-Wert unter eins geht.
Es ist ja nur wegen der Krankenhäuser.
Es ist ja nur kurz zu … und dann macht alles wieder auf.
Es sind ja nur die nächsten zwei Monate.
Es ist ja nur ein Test.
Es ist ja nur, weil die Kinder ihre Großeltern und alle Erwachsenen gefährden.
Es ist ja nur eine App.
Es ist ja nur eine vorübergehende Überwachung.
Es ist ja nur, weil sonst alle Angst bekommen.
Es ist ja nur, weil Sie sonst andere gefährden.
Es ist doch nur, dass wir wissen, mit wem Sie Kontakt hatten.
Es ist ja nur um nachzuverfolgen, wo sie wann waren, und wen Sie getroffen haben.
Es ist doch nur wegen der hohen Inzidenzen.
Es ist doch nur sich einmal noch die kommenden beiden Monate am Riemen zu reißen.
Es ist doch nur bis wir eine Impfung haben.
Es sind doch nur ein paar Reiseunterlagen mehr.
Es ist doch nur eine digitale Akte mit all ihren medizinischen Informationen.
Es ist doch nur, weil wir uns nicht sicher sind, ob Sie eine Gefahr für die anderen sind.
Es sind doch nur ein paar Monate mehr.
Es ist doch nur bis alle geimpft sind.
Es ist doch nur bis zum nächsten Sommer.
Es sind doch nur ganz zufällige Nebenwirkungen und es überwiegt das Positive für die Gemeinschaft.
Es ist doch nur ein grüner Pass.
Es ist doch nur, bis Sie die dritte Spritze bekommen.
Es ist doch nur, weil sich nicht alle impfen lassen.
Es ist doch nur ein Armband für die, die sich querstellen.
Es ist doch nur fürs Reisen.
Es ist doch nur für die Arbeit.
Es ist doch nur, weil Sie sich so anstellen.
Es ist doch nur für den Einkauf.
Es ist doch nur, weil wir uns sonst von ihnen trennen müssen.
Es ist doch nur, bis Sie die vierte Spritze bekommen.
Es ist doch nur, weil wir Sie sonst von den anderen isolieren müssen.
Es ist doch nur ein Chip, der Ihnen weitere Spritzen erspart.
Es ist doch nur, weil Sie uns aufgefallen sind.
Es ist doch nur, weil Sie so unkooperativ sind.
Es ist doch nur für eine Befragung.
Es ist doch nur, weil uns gewisse Erkenntnisse über Sie vorliegen.
Es ist doch nur ein Heim, das Beste für ihre Kinder.
Es ist doch nur, weil Sie bei ihnen nicht mehr sicher sind.
Es ist doch nur, bis Sie zur Einsicht kommen.
Es ist doch nur, weil Sie eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellen.
Es ist doch nur ein Lager, wo man ihresgleichen schützen will.
Es ist doch nur für ein paar Jahre.
Es ist doch nur, weil das Gesetz es jetzt so vorschreibt.
Es ist doch nur, bis sich die Klappe unter ihren Füßen öffnet.
Es wird schon nicht weh tun.“
Am Ende war es keiner. Niemand hat Bescheid gewusst. Jeder hat nur seine Pflicht getan, das was er eben tun musste. Jeder schiebt die Schuld auf andere – auf Politiker, Kapitalisten …. zur Reduktion der kognitiven Dissonanz.
Können nicht unsere Eltern und Großeltern davon ein Lied singen? Alle wollen sie in ihr normales Leben zurück, zurück zu ihrer Ruhe. Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Absichten, harmlosen kleinen Schritten, kleinen – freiwilligen – Entscheidungen. Es geht in kleinen, kleinen Schritten. Willkommen in der Hölle, pardon: In der neuen Normalität.
___________________________