20 Aug
Bukumatula 1/2015
Rezension des 2015 in erweiterter Neuauflage erschienenen Buches von James DeMeo
Günter Reissert:
Das Buch beginnt mit einer Persönlichkeitsskizze Wilhelm Reichs sowie mit einer Hinführung zu Reichs Arbeitsweise, die sich wie ich meine, stark aus seiner spezifischen Art Fragen zu stellen, entwickelt hat. DeMeo zeigt anhand der geschichtlichen Entwicklung von Reichs Werdegang auf, wie er auf seiner wissenschaftlichen Reise die Fachbereiche Medizin, Psychotherapie, Soziologie, Chemie, Biologie und Physik durchschritt. Der Bereich der Psychotherapie spielt dabei in der ursprünglich psychoanalytischen Ausprägung eine integrierende Rolle.
Auch DeMeos Darstellung lässt die Interpretation zu, dass die Psychoanalyse ausgelöst durch die Lernund Schaffensphase bei Sigmund Freud, die Initialzündung für Reichs wissenschaftliche Reise war. Initialzündung in dem Sinn, dass in all den weiteren Fachgebieten, denen sich Reich nach und nach annäherte, die Psychoanalyse nicht mehr als eigene Disziplin behandelt wurde, sondern vielmehr mit allen darauffolgenden Entdeckungen und Fachgebieten vernetzt, manchmal sogar darin integriert war.
DeMeo konzentriert sich bei der einleitenden Darstellung der Reichschen Biografie auf die Geschehnisse jenes Lebensabschnitts, den Reich in den USA verbracht hatte und ergänzt bekannte Tatsachen vornehmlich um Fakten und politische Zusammenhänge, die erst im Zuge der Archivöffnung im Jahr 2007 bekannt wurden.
Aus den biografischen Passagen sind sowohl die politische Gesinnung des Autors als auch die Bejahung einer differenzierten Sicht, die auch von Reich selbst stammen könnte, herauszulesen. Die „Emotionale Pest“, wie Reich sie postulierte, ist in allen Gesellschaftsschichten, Geistesrichtungen, Religionen und politischen Systemen wirksam. Deren Durchdringung ist derart wirksam und allgegenwärtig, dass sie scheinbar entgegengesetzte Gruppierungen und politische Richtungen gleichermaßen zu destruktiven Positionen und Handlungen leitet. DeMeo skizziert z.B., wie in den antikommunistischen USA Medien und
öffentliche Ämter von kommunistischen Kräften infiltriert waren, die keinesfalls den gesellschaftlich vorherrschenden, puritanischen Meinungen im Sinne einer sachlichen Aufklärung Widerstand entgegensetzten. Sie trugen im Gegenteil wesentlich dazu bei, Reichs Werk zu diffamieren und alle Ansätze, die eine Verbesserung von persönlicher Selbstbestimmung, psychisch-physischer Gesundung und gesellschaftlicher Gleichsetzung zum Ziel hatten, als Hirngespinst, ja sogar als schädlich anzuprangern.
Das subversive Wirken der kommunistischen Bewegung gegen die Erkenntnisse und Arbeiten Reichs soll ja bereits in Europa begonnen haben. DeMeo erwähnt dazu etliche Ereignisse, wobei sein Motiv für mich nicht klar herauszulesen ist. Die gängige Vermutung, dass die Hetzpropaganda gegen Reich mit seiner Analyse des „Linken Faschismus“ ausgelöst wurde, ist eine der möglichen Interpretationen.
Beim Lesen des ersten Abschnitts war ich unwillkürlich an Reichs Schlussfolgerung erinnert: „Faschismus ist kein Ausdruck einer Gesinnung, sondern eine Charakterstruktur, die sich im Alltag auch im `un-faschistischen´ Menschen äußert“ (Wilhelm Reich: „Die Massenpsychologie des Faschismus“; Kiepenheuer&Witsch, Köln 1997).
DeMeo war es offensichtlich ein Anliegen, diese historischen Zusammenhänge voranzustellen. LeserInnen, die mit Leben und Werk Reichs vertraut sind und auf Details zum Buchtitel brennen, können dabei schon ein wenig ungeduldig werden. Es gelingt ihm dann aber gut, auf das Hauptthema, die Entdeckung der „Orgonenergie“ und den Umgang damit zu kommen.
Mit Teil 1 „Orgonbiophysik“, ist er am Kernthema angelangt, das er quasi „zwiebelschalenartig“ abhandelt. Er beginnt nach einem kurzen Exkurs zur Entdeckung der „Orgonenergie“, der Namensgebung sowie Erläuterungen über allgemeine Qualitäten dieser Energieform, Querverbindungen zu anderen Wissenschaftlern und Entdeckern herzustellen, die ähnliche Beobachtungen machten.
Er hält sich in diesem Teil um beim „Zwiebelschalenbild“ zu bleiben, an der äußeren Schale auf und behandelt das Thema allgemein und populär. Er stellt einige Behauptungen auf, z.B. über die physikalischen Wirkungen von Orgon, die er erst in den nachfolgenden Kapiteln konkretisiert: Aufzählungen über
Anwendungsfälle, Nachweise der Energie in der Wetterbeobachtung und schließlich die Querverbindungen mit Erkenntnissen jener Wissenschaftler, die den Äther als lebendiges, Materie durchdringendes und auch im Vakuum vorkommendes „Substrat“ postulieren, verdichten sich ab der zweiten Hälfte des Buches bis zum Anhang. Hier wird es auch für LeserInnen, die Grundsätzliches vom Orgonkonzept und den Anwendungen (Orgon-Akku, -Decke, -Shooter, etc.) bereits kennen, wieder spannend. Hervorzuheben ist jedenfalls der umfangreiche Teil der Literaturund Quellenangaben. Der ist absolut bemerkenswert!
In den Kapiteln 7 bis 9 geht es um den sicheren Umgang mit der Orgonenergie und den dazu bekannten Geräten. DeMeo hat eine leicht verständliche und praktisch orientierte Art zu schreiben; die Kapitel sind mit Aufzählungen und Zusammenfassungen gut strukturiert. Eine seiner Aufzählungen behandelt die Umgebungsparameter für Orgonapparate. Die Anforderungen an eine „gesunde Anwendung“ dieser Hilfsmittel hatte Reich bereits beobachtet, als er seine Versuche mit Akkumulator und radioaktivem Material machte.
DeMeo greift diese Versuche auf und führt die verschiedensten, in der heutigen industrialisierten Umgebung möglichen Irritationen des Orgonfeldes an. Er gibt sehr praktische Hinweise auf Einflüsse, die bei der Anwendung vermieden werden sollen. Allerdings entsteht dabei unwillkürlich der Eindruck, dass es im städtischen Gebiet gar nicht mehr möglich ist, Orgon-Konzentratoren irgendeiner Art zu benutzen. Selbst im ländlichen Umfeld wird es bereits zusehends schwieriger z.B. die empfohlene Distanz von mehreren Kilometern zum nächsten Mobilfunkmast einzuhalten. Er führt die Einflüsse von störenden bis schädlichen Umgebungseinflüssen an und bekennt sich auch zum idealen Platz eines Orgon-Akkumulators im „ländlichen Heustadl“.
Hier muss ich meine pragmatische Sichtweise einflechten und DeMeo teils zustimmen, weil es wichtig ist, dass die Anwendung dieser Technologie nicht als allzeit anwendbares „Zaubermittel“ dargestellt wird. Besonders im Hinblick auf die mächtigen Wirkungen, die damit z.B. zur Wetterbeeinflussung erzielt werden können (wovon ich mir übrigens im Buch mehr Warnhinweise erwartet hätte), sind differenzierte Hinweise auf Randbedingungen und Nebenwirkungen erforderlich.
Es ist auch folgerichtig, die „Idealumgebung“ zur Anwendung von Orgon-Konzentratoren zu skizzieren. Aber abgesehen von den absoluten
„No-No’s“ (z.B. radioaktive Substanzen in unmittelbarer Nähe eines Orgon-Akkus) werden keine „Schädlichkeitsstufen“ angeführt. Wahrscheinlich wäre das auch zu kompliziert, weil auch Abschirmungsfaktoren und persönliche Empfindlichkeit dabei eine Rolle spielen. Es bleibt also den LeserInnen im Wesentlichen selbst überlassen, ob man
z.B. eine Orgondecke verwendet, wenn vor den Fenstern Straßenlaternen mit Neonröhren leuchten.
Noch drei weitere Aspekte möchte in DeMeos Neuerscheinung hervorheben, weil sie mir besonders positiv auffielen.
Der erste wäre der im Kapitel 11 beschriebene Themenbereich der biomedizinischen und physiologischen Wirkungen der Orgonenergie, die er mit verwandten Effekten alternativer Heilverfahren verknüpft. Er bricht eine Lanze für das althergebrachte Kurwesen, das zu recht schon in alten Kulturen bekannt war und kundig angewendet wurde. Er erklärt, dass in den USA die „Food an Drug Administration“ das Kurwesen beinahe ausgerottet hätte, um gleich wieder mit Feuereifer an deren schändliches Treiben gegen Reich zu erinnern.
In Europa hat sich das Kurwesen ja erhalten und sogar seinen Platz in der Schulmedizin behaupten können. DeMeo nimmt dabei Bezug zu den Wirkmechanismen und erweitert in diesem Zusammenhang den Kreis auch auf die Qualität von Nahrungsmitteln und Wasser. Er erwähnt im Zusammenhang mit den spezifischen Orgonwirkungen auch Parallelen zu Belebungsverfahren des Wassers, wie es z.B. der Österreicher Viktor Schauberge postulierte.
Sein Exkurs in die Behandlungsszenarien, sprich Indikationen, Fallbeispiele und Statistiken im Tierversuch, runden die Anwendung für den therapeutisch-medizinischen Einsatz ab. Interessierte, die dazu mehr Details erfahren möchten, finden dazu wenig im vorliegenden Handbuch, werden allerdings über Quellenangaben auf weiterführende Literatur verwiesen.
Der zweite noch zu erwähnende Aspekt ist DeMeos Art, Anleitungen zum Bau von Orgon-Akkus zusammenzustellen. Die Bauanleitung in diesem Buch ist die vierte, die ich jemals in Händen hielt und mit Sicherheit jene, der ich am ehesten Folge leisten würde. DeMeo verzichtet
dabei auf maßstabgetreue Skizzen in dreidimensionaler Darstellung und bemaßten Aufund Grundrissen. Perfekt! Er beschreibt die Bauschritte als textliche Handlungsanweisung mit genauen Angaben der Teile und ihren Ausmaßen. Er erläutert, wo erforderlich, welche Teile warum welche Variationen haben können, beginnt seine Handlungsanweisung mit einer Aufzählung beim ersten Bauabschnitt und endet damit beim letzten. Fast wie bei Ikea.
Fehlt nur noch, dass er die Anleitungen auf eine Konstruktion umstellt, die nur mehr einen Inbusschlüssel benötigt … Last but not least ist mir wichtig zu erwähnen, dass DeMeo sich am Ende des Handbuchs, nämlich erst nach den Quellenund Literaturangaben, man könnte auch sagen „nach dem offiziellen Teil“, mit jenen Wissenschaftlern befasst, die aufgrund Ihrer Experimente einen kosmologischen Äther postulieren. Ich hatte es weiter oben bereits erwähnt. Der „Anhang“ im Buch hielt für mich einige neue Informationen parat.
Zum besseren Verständnis fehlen mir leider Kenntnisse in Astronomie oder Geographie. DeMeo operiert mit einigen sehr fachspezifischen Begrifflichkeiten, die er nicht weiter erläutert. Dennoch oder gerade wegen der offenen Fragen weckt er damit Interesse, mehr über die möglichen Querverbindungen zwischen Physik, Geo-Physik und Astronomie und letztlich auch zu Biologie und Medizin zu erfahren.
Fazit: Für Personen, die eine klare und leicht nachzubauende Anleitung eines Orgon-Akkumulators suchen, ist das Buch sicher ideal und auch für jene, die ihren Fundus mit anderen teilen wollen oder Wert auf seriöse Referenzen legen. In der Bibliothek des WRI sollte es alleine schon auf Grund der umfangreichen Quellenangaben nicht fehlen!
James DeMeo, „Das Orgonakkumulator Handbuch“; Erste, erweiterte Neuauflage 2015.
Verlag: Natural Energy Works Orgone Biophysical Research Lab/ OBRL.
PO Box 1148, Ashland, Oregon 97520,USA
ISBN: 978-0989139038