17 Aug
Bukumatula 3/2007
„The Body In Therapy“ von Richard A. Blasband
Übersetzung aus dem Englischen von
Tina Lindemann:
Der Körper hat in den letzten Jahren im Verständnis des Individuums als Einheit und in der therapeutischen Arbeit theoretisch und praktisch an Wichtigkeit gewonnen. Mit Therapie meine ich hier Interventionen in die kognitive und emotionale Struktur des Individuums mit dem Ziel Erleichterung, Besserung oder Heilung emotionaler und/oder kognitiver (die Wahrnehmung/Erkenntnis betreffende) Funktionsstörungen zu erreichen. In den meisten Fällen geschieht dies in Form von Psychotherapie mit oder ohne ausdrückliche Aufmerksamkeit auf den Körper.
In der Psychoanalyse wurde eine Beachtung des Körpers erstmalig ausdrücklich von Ferenczi1)beschrieben und dann von Groddeck2)praktiziert, aber ein Verständnis der großen Tiefe der Beziehung zwischen Körper und Geist gab es bis zur Arbeit Wilhelm Reichs und seiner Formulierung der charakterlichen und muskulären „Panzerung“3)nicht. In der Folge lieferten Studenten Reichs, wie Alexander Lowen4),5) und Charles Kelley6), und andere von Reich ganz und gar unabhängige, wie F. M. Alexander7), ihre eigenen Beiträge auf diesem Gebiet. Heute fallen all diese Disziplinen – während sie organisatorisch und mit ihren Ausbildungswegen unabhängig voneinander bleiben – doch mehr oder weniger unter den gemeinsamen Oberbegriff der somatischen oder körperorientierten Psychotherapie.[1]
Meine Ausbildung machte ich bei Elsworth F. Baker, der von Reich beauftragt war Psychiater in dem auszubilden, was Reich „Psychiatrische Orgon Therapie“ nannte. In der letzten Entwicklungsphase seiner Forschung entdeckte Reich die „Orgonenergie“, eine Lebensenergie die allen Lebewesen, der Atmosphäre und dem Kosmos innewohnt. Dementsprechend nannte er seine therapeutische Disziplin „Psychiatrische Orgon Therapie“, deren Ende – wenn der Patient in der Lage war seinen tiefsten Gefühlen nachzugeben – durch den freien Fluss der Orgonenergie durch seinen Körper gekennzeichnet war. Während ich einiges über die anderen Therapieformen, die den Körper mit einbeziehen weiß8),9), kann ich mit Autorität nur über die Psychiatrische Orgon Therapie und ein wenig über ihre Bedeutsamkeit für die anderen Disziplinen sprechen.
Reichs Entdeckung der muskulären Panzerung entsprang direkt der Untersuchung der Charakterstrukturen seiner Patienten. Die Charakteranalyse war Reichs grundlegender Beitrag zur psychoanalytischen Technik. Im Wesentlichen fand Reich heraus, dass er, indem er mit seiner Aufmerksamkeit ausdauernd und konsequent bei der negativen Übertragung des Patienten und mehr bei der Formals beim Inhaltdes verbalen Ausdrucks blieb, in der Lage war, besser mit den Abwehrmechanismen des Patienten umzugehen und so tiefer und sicherer in die Struktur der Neurose vordringen konnte. Jeder Patient hatte eine charakteristische Artin der er sich ausdrückte.
Durch das Fokussieren darauf – sei es ein wiederholter oder chronischer Gesichtsausdruck, die Art zu sprechen, die Haltung, der Gang, etc. – und indem er dies dem Patienten wieder und wieder beschrieb, ihn kopierte und gelegentlich das Verhalten bezüglich seiner aktuellen und vergangenen Funktionen analysierte, fand Reich, dass die Patienten, oft nach anfänglichem Ärger über Reichs „Angriff“, schließlich die weicheren, nachgiebigen Gefühle zuließen, gegen die ihre Abwehrstrukturen sie schützten. Durch das systematische Arbeiten am Charakter des Patienten gab Schicht um Schicht von Impuls und Abwehr nach, bis Reich empirisch herausfand, dass im „Kern“ jedes Individuums ein auf natürliche Art aggressives, verantwortliches, unabhängiges, frei liebendes und sexuelles Lebewesen war.
Mit der Manifestation des Kerns des Patienten und der entsprechenden Kapazität zur vollen Entladung von übermäßigen energetischen Erregungen in der sexuellen Umarmung (orgastische Potenz)[2]löste sich die neurotische Struktur auf.
Als Reich entdeckte, dass der Charakterpanzer in bestimmten Mustern chronischer muskulärer Anspannung verankert war, durchlief die charakteranalytische Behandlung eine bedeutsame Veränderung. Er entdeckte die muskuläre Panzerung, als er mit einem Patienten arbeitete, der eine starke, hartnäckige Abwehrstruktur hatte. Indem er die Aufmerksamkeit des Patienten andauernd auf dessen „hart-näckige Sturheit“ lenkte, ließ dieser schließlich die Verteidigung fallen und seinen Nacken entspannen.
In der Folge wurde er abwechselnd von sympathischen und parasympathischen Erregungen und Gefühlen überflutet. Für Reich war offensichtlich, dass sich zusätzlich zu den Vorstellungen, dem Verhalten und dem gehaltenen Auftreten die Sturheit des Patienten auch buchstäblich in der Rigidität der Muskeln seines Nackens manifestierte.[3]Reich fuhr fort, solche physischen und psychischen Muster bei anderen Patienten zu beobachten und kam zu dem Schluss, dass sich die muskuläre Panzerung in bestimmten Mustern manifestierte, die mit emotional ausdrucksstarken Segmenten des Körpers korrespondierten.
Diese Segmente umfassen das Augensegment, das orale Segment, das Hals/Rachen-Segment, die Brust (mit den Armen und dem Rücken), das Zwerchfell, den Bauch und das Becken (mit den Beinen). Nachdem der muskuläre Panzer eine funktionell identische Facette des Charakterpanzers ist, dient er den gleichen Zielen wie dieser: Sowohl den Kontakt mit der äußeren Welt aufrecht zu erhalten und gleichzeitig als Abwehr blockierter Impulse zu dienen.
Zwei Segmente, das orale und das Beckensegment, beinhalten erogene Zonen. Im natürlichen Verlauf der Kindheitsentwicklung wird die Sehnsucht nach Kontakt in diesen Zonen, und zusätzlich den Augen, erfüllt, und die Lebensenergie (Orgonenergie) kann weiter frei in diesen Segmenten und im Körper als Ganzes pulsieren. Die Person ist „lebendig“. Die ungepanzerten Augen sind strahlend, beweglich und zu gutem Kontakt mit anderen und der Welt fähig und können Flirten, Liebe, Angst oder Ärger frei ausdrücken.
Die Lippen des Mundes sind voll, rosig und warm, der Mund erscheint weich und ist fähig Liebe, Angst oder Ärger auszudrücken; die Stimme ist angenehm und tönend. Das Becken ist beweglich, warm und in der Lage, sexuelle Empfindungen vollständig anzunehmen und auszudrücken. In der genitalen Umarmung pulsiert der Organismus im Ganzen und gibt im Orgasmus dem vollen Schwung der durch den Körper wogenden Energie nach. Das Becken schwingt rhythmisch nach vorn, während der restliche Körper der Energiebewegung nachgibt. Reich nannte dies den „Orgasmus-Reflex“. Sein Vorhandensein ist ein Zeichen für die Fähigkeit zur vollständigen Hingabe.[4]
Die Panzerung eines Segments umfasst auch alle Organe, die in diesem Segment enthalten sind, von der Vorder- bis zur Rückseite des Körpers. Sie dient dazu, den freien Fluss der Lebensenergie in der Längsrichtung des Körpers zu blockieren. Im oralen Segment zum Beispiel beinhaltet die Panzerung die Kiefermuskulatur, die Gewebe des Mundes, und sie dehnt sich bis zu den Muskeln an der Rück- und Unterseite des Kopfes aus. Die Zunge ist nicht beteiligt, da sie im Halssegment entspringt. Auch zu diesem Segment gehören alle neuronalen Verbindungen und Drüsen, die im und um den Mund herum liegen.
Die Funktion der Panzerung im oralen Segment ist es, Gefühle zurückzuhalten, die durch den Mund ausgedrückt werden. Dazu gehören Weinen, Ärger und Angst, also alle Emotionen die über den Mund ausgedrückt werden können. Die Panzerung des Mundsegments beginnt meistens im frühen Kindesalter mit der Unterbindung des Dranges, an der Brust der Mutter zu saugen. Nach Elsworth Baker14)gibt es zwei Arten dieser Panzerung.
Diese sind gehemmt, wenn keine oder fast keine Befriedigung des Saugimpulses an der Brust stattfand, undunbefriedigt, wenn nur eine teilweise Befriedigung möglich war – meist durch eine vorzeitige Beendigung des Stillens. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Befriedigung ein Ergebnis des bioenergetischen (emotionalen) Kontaktes des suchenden Mundes des Säuglings mit der Brustwarze der Mutter ist. Natürlich muss dazu auch ein mechanischer Kontakt hergestellt werden, aber der Körperkontakt allein führt nicht zur Befriedigung. Der Mund des Kindes muss energetisch lebendig und suchend sein, und die Brustwarze muss ebenso energetisch lebendig und in der Lage sein, Kontakt herzustellen und ihn aufrecht zu erhalten.
Auch muss die Mutter das Kind lieben und liebevoll halten, so dass das Kind diese Liebe und Sicherheit spüren kann. Befriedigung beim Stillen legt das Fundament für ein Leben mit dem Gefühl der Sicherheit im Kind an. Ernste emotionale Traumata einmal ausgenommen, wird das Kind mit der Fähigkeit zur freien Energiebewegung in das Mundsegment und zur vollen energetischen Pulsation aller Zellen und Gewebe dort erwachsen werden. Er/Sie wird in allen oralen Belangen Genuss empfinden, wird leicht orale Befriedigung erfahren und in der Lage sein, sich durch den Mund vollständig auszudrücken.
Empfindet die Mutter beim Stillen Schmerzen, oder sind die Brüste emotional „tot“, oder erfährt die Mutter beim Stillen genitale Sensationen verbunden mit Angst oder Scham, so wird der Kontakt an der Brust vermindert oder unterdrückt. Ohne Befriedigung kommt es zu Unsicherheit. Wenn es zur kompletten Hemmung kommt, wird das Kind Schwierigkeiten beim Essen und häufig Verdauungsprobleme haben, manchmal ein Leben lang. Solche Kinder wachsen zu Erwachsenen mit dünnen Lippen, gehemmtem Sprechen und mit einer Neigung zum Sarkasmus heran; sie sind häufig deprimiert und haben ein niedriges Energieniveau.
In den Fällen mit teilweiser Befriedigung wird das Kind volle bis übervolle Lippen haben und ständig nach der Vervollständigung der Befriedigung suchen. Diese Menschen werden zu viel essen, zu Übergewicht neigen und zu viel sprechen; und sie neigen zu vielerlei Exzessen, wie Rauchen, Alkoholismus und anderen Drogenabhängigkeiten. Orale Charaktereigenschaften die auf der Panzerung dieses Segmentes beruhen, färben oft den fundamentalen Charaktertyp. So kann ein phallisch-narziss-tischer Charakter mit einer oralen Blockade trotz eines niedrigen Energielevels einen starken inneren Antrieb und Durchsetzungsvermögen haben und viel schaffen.
Ungefähr zur gleichen Zeit in der Reich die muskuläre Panzerung entdeckte, reiften seine früheren, auf der Psychoanalyse basierenden Konzepte einer energetischen Basis der Neurosen durch eigene Experimente zum Ursprung des Lebens („Bione“)15), experimentelle Studien zur bioelektrischen Basis der Emotionen10)und letztlich zur Entdeckung der Orgonenergie im Lebendigen, der Atmosphäre und im Kosmos15).
Mit der Entdeckung der Orgonenergie formulierte Reich sein Verständnis der Neurosen und deren Behandlung um. Was er aufgrund seines Fokus´ auf die Rolle des vegetativen, autonomen Nervensystems und in der Behandlung von Neurosen zuvor „Vegetotherapie“ genannt hatte, wurde zur „Psychiatrischen Orgon Therapie“, als die Aufweichung der Panzerung und der freie Fluss der Lebensenergie durch den Körper zum Ziel der Therapie wurden.[5]
Indem er die biophysikalische Grundlage für Freuds Libido-Konzept gefunden hatte, verstand Reich Gesundheit als die Kapazität, überschüssige, aufgestaute Energie durch den Orgasmus zu entladen. Blieben diese überschüssigen Energien unentladen – so nahm er an – konzentrierten sie sich in zuvor etablierten vegetativen (autonomes Nervensystem) Blockaden („Fixierungen“) und reaktivierten die Neurose. „Genitalität“, die erwachsene Stufe der psychosexuellen Entwicklung, die die „Orgastische Potenz“ zulässt, wird ursprünglich in der Kindheit angelegt, mit dem uneingeschränkten (ungepanzerten) Fluss der Energie durch den Körper mittels der Befriedigung der natürlichen erogenen Zonen. Sie wird im Erwachsenenalter durch die regelmäßige orgastische Entladung in der liebenden genitalen Umarmung mit einem heterosexuellen Partner aufrechterhalten.[6]
Der neurotische Charakter entsteht, wenn in der Kindheit zwar Energie ins Becken strömt, sich aber aufgrund von Hemmungen durch die äußere Welt (Eltern, Institutionen) keine Genitalität etabliert. So kommt es zur Bildung der Grundlage für hysterische Charaktere bei Frauen, die letztlich in der Jugend fixiert wird, wenn der Vater die Zurschaustellung der Sexualität der heranwachsenden Frau ablehnt; und zu phallisch-narzisstischen Charakteren bei Männern und Frauen, wenn das Zeigen der Geschlechtsorgane in der Kindheit aufgrund von Kastrationsängsten verboten wird.
Die Lebensenergie wird in der Beckenpanzerung eingefroren. Das Resultat ist ein chronischer Drang, sich mit phallischer Aggressivität gegen die Angst vor Kastration zu verteidigen. Dem allen liegt die Angst vor spontaner Bewegung und Empfindung zugrunde, die Reich „Orgasmusangst“ nannte. Es ist das Ziel der Therapie, den Panzer zu entfernen oder ausreichend aufzuweichen, so dass die Energie wieder frei durch den Organismus fließen kann. In diesem Prozess der Bewältigung fluten blockierte Gefühle an die Oberfläche. Mit der Unterstützung des Therapeuten lernt der Patient diese Energiebewegung zu tolerieren, die anfangs meist als „Angst“ oder „Terror“ wahrgenommen wird. Schließlich werden Kastrations- und Orgasmusangst spürbar werden, die schwer zu ertragen sind; und auch hier wird der Patient ermutigt diesen Gefühlen nachzugeben und seine genitalen Ängsten anzunehmen.
Der therapeutische Prozess beinhaltet gleichzeitig die Arbeit am charakterlichen wie auch am muskulären Panzer. Der Patient muss mit der Art und Weise, in der er sich verhält, und mit der muskulären Spannung, die diese Eigenschaften aufrechterhält, in Kontakt gebracht werden. Der Therapeut tut dies, indem er ihm zeigt, wieer geht, spricht, aussieht, etc., während er gleichzeitig manuell arbeitet, also tiefe Massagen in Bereichen der Panzerung durchführt. Meist sind dies Stellen, an denen Sehnen an Knochen ansetzen. Dies ist schmerzhaft, und wie man sieht, muss der Patient sehr motiviert sein sich zu verändern und ein ausreichend starkes Ego haben.
Man beginnt die Arbeit an der muskulären Panzerung mit dem Hauptaugenmerk auf die Segmente oberhalb des Zwerchfells, es sei denn, der Patient ist in einem Zustand sehr niedrigen Energieniveaus. Dies ist die einzige Situation, in der die Arbeit am Becken so früh in der Therapie sinnvoll und auch sicher ist.[7] Meistens jedoch widmet man sich anfangs den Augen (einer Verlängerung des Gehirns) und der Atmung. Ersteres ist notwendig, damit der Patient den Kontakt mit sich und der Welt aufrechterhalten kann.
Fast jeder hat eine Blockade in den Augen, und es ist wichtig, dass sie hinreichend ungepanzert sind, damit die Therapie voran schreiten kann, ohne in chaotische Bahnen zu geraten. Die Atmung ist wichtig, um ein Energieniveau aufzubauen und zu erhalten, das die Emotionen an die Oberfläche des Organismus drängt. Sehr wenige Patienten, überhaupt sehr wenige Menschen, atmen bis nahe an ihre volle energetische Kapazität. Einer der besten Wege, schmerzhafte Gefühle zu unterdrücken ist es, den Atem anzuhalten. Säuglinge und Kinder halten in beängstigenden Situationen spontan die Luft an. Dies passiert ihnen in einer lebensfeindlichen Umgebung jeden Tag hunderte Male. Im Erwachsenenalter ist dann die Brust in einem Zustand chronischer Einatmung erstarrt.
So arbeitet man vom Kopf hinunter zum Becken, das man bis zuletzt in Ruhe lässt. Parallel dazu schreitet die charakterologische Arbeit fort, um Schicht für Schicht die charakterlichen Haltungen abzutragen, die die Gefühle verstecken. Die kombinierte Arbeit führt zu spontanem emotionalen Loslassen und einer Vertiefung der Therapie.[8]Die Beziehung zum Therapeuten und auch zu wichtigen Personen im Leben des Patienten vertieft sich. Manchmal sind radikale Veränderungen des Arbeits- oder Liebeslebens notwendig, um sich weiter zu bewegen. In diesem Fall diskutiert der Therapeut diese Angelegenheiten mit dem Patienten und unterstützt seine Entwicklung in Richtung Gesundheit.
Referenzen:
1) Braatoy, T. 1954. Fundamental of Psychoanalytic Technique. N.Y.: John Wiley & Sons, Inc.
2) Groddeck, G. 1961. The Book of the It. N.Y.: Vintage Books.
3) Reich, W. 1949. Character Analysis. N.Y.: Orgone Institute Press.
4) Lowen, A. 1971. The Physical Dynamics of Character Structure. N.Y.: Collier.
5) ——. 1957. Bioenergetics. N.Y.: Coward, McCann & Geoghegan, Inc.
6) Kelley, C., Ed. 1978–80. Radix Journal.
7) Maisel, E. 1995. The Alexander Technique. N.Y.: Corel Publishing.
8) Blasband, R. A. 1975. Book Review: Alexander Lowen’s Physical Dynamics of Character Structure & The Language of the Body. Journal of Orgonomy 9(2):252–63.
9) ——. 1980. Book Review: Three “NeoReichian” Journals. Journal of Orgonomy 14(2).
10) Reich, W. 1942. The Function of the Orgasm. N.Y.: Orgone Institute Press.
11) ——. 1935. Psychischer Kontakt und Vegetative Strömung. Beitrag zur Affektlehre und charakteranalytischen Technik.Sex-Pol-Verlag.
12) ——. 1937. Orgasmusreflex, Muskelhaltung und Körperausdruck. Zur Technik der charakteranalytischen Vegetotherapie.Sex-Pol-Verlag.
13) ——. 1949. Character Analysis. N.Y.: Orgone Institute Press.
14) Baker, E. F. 1967. Man in the Trap. N.Y.: Farrar, Straus, & Giroux.
15) Reich, W. 1948. The Cancer Biopathy. N.Y.: Orgone Institute Press.
16) ——. 1948. The Cancer Biopathy. N.Y.: Orgone Institute Press.
Literaturverzeichnis:
[1]Alexander-Practitioner bezeichnen sich selbst nicht als Therapeuten per se, sondern als Lehrer. Der Prozess befähigt den Klienten zu intensiviertem Kontakt mit sich selbst und dazu, durch seine Aufmerksamkeit Energie auf gesunde Weise durch seinen Körper zu bewegen. Alexander-Arbeit ist hocheffektiv für die Schulung der Selbstwahrnehmung und betont die massiven Veränderungen des Organismus, die für die Gesundheit wichtig sind. Nach vielen Jahren persönlicher Erfahrung ist mein Eindruck von dieser Arbeit, dass sie auf lange Sicht nicht ganz so tief geht wie die Orgontherapie, jedoch in wundervoller Weise synergetisch mit der Orgontherapie zusammen wirkt, und in den Händen des richtigen Practitioners ausgezeichnete Unterstützung liefert.
[2]Reich verwandte besondere Mühe darauf, die orgastische Potenz, die völlige Hingabe an einen geliebten Partner beim Sex, vom normalen Sexualverhalten abzugrenzen. Letzteres ist meist bar von Liebe und ist entweder durch kräftiges Stoßen oder Passivität auf Seiten des Mannes bzw. ähnliche Verhaltensweisen der Frau charakterisiert, abhängig von der jeweiligen Charakterstruktur. In der Neurose kann man sich seinem Partner nicht hingeben, und die Entladung ist, bestenfalls, unbefriedigend.10)
[3]Reich dokumentierte seine Entdeckung der muskulären Panzerung 193511)und 193712)auf Deutsch und 194210)und 194913) auf Englisch.
[4]Es ist interessant, dass der Beckenreflex (Orgasmus) in medizinischen und biologischen Texten unerwähnt bleibt. Der Grund ist der, dass er selten gefühlt oder gesehen wird. Bei der großen Mehrheit der Menschen verhindert die Panzerung das Auftreten des Reflexes, oder wenn er auftritt ist er verzerrt oder nicht voll ausgedrückt. Reich beschrieb eine „Viertakt-Formel“ für den Orgasmus – mit mechanischer Schwellung mit Spannung der Gewebe, die zu bioenergetischer Ladung, bioenergetischer Entladung und schließlich mechanischer Entspannung führt. Diese Sequenz ist immer an irgendeiner Stelle unterbrochen, wenn das Individuum gepanzert ist.10)
Das fast allgegenwärtige Vorhandensein muskulärer Panzerung bedingt, dass die meiste Forschung betreffend psychosomatischer Probleme an menschlichen Probanden nur als „Norm“ verwertbar ist. Die Ergebnisse werden jedoch fälschlicherweise als „Gesundheit“ verstanden. Letzteres ist sicherlich nicht richtig. Die durchschnittliche Person in der westlichen Gesellschaft ist – vom Standpunkt der Kapazität für die freie Pulsation der Bioenergie durch ihren/seinen Körper her gesehen – nicht gesund. In einem solchen Zustand ist der sympathische oder der parasympathische Ast des autonomen Nervensystems im chronischen Zustand der Übererregung. Traurigerweise hat die westliche Medizin keine Ahnung was „Lebendigkeit“ und „Gesundheit“ wirklich ist.
[5]Diese Bezeichnung unterscheidet die Behandlung emotionaler Beschwerden von der physischer Funktionsstörungen mit Hilfe der physikalischen Orgontherapie mittels des Orgonakkumulators (ORAC). Der ORAC ist eine Vorrichtung, die Reich zufällig entdeckte, als er versuchte, die Strahlung, die von bestimmten Bion-Kulturen abgegeben wurde, sichtbar zu machen. Der ORAC akkumuliert Orgonenergie aus der Atmosphäre, die so dazu benutzt werden kann, bestimmte Beschwerden zu heilen.16)
[6]Bei Vorträgen werde ich häufig gefragt, ob Homosexuelle Orgastische Potenz haben können oder nicht. Die Antwort ist „Nein“, aus einem einfachen Grund: Die Orgastische Potenz erfordert, im Unterschied zum genitalen Höhepunkt, einen hohen Grad gesamtorganismischer Erregung vor der Entladung. Dieser kann nur durch die beiderseitige Erregung erreicht werden, die auftritt, wenn die Schleimhäute zweier Personen unterschiedlichen Geschlechts durch Reibung miteinander in Kontakt stehen. Die stärkste Erregung findet in der Vagina und am Penis statt. Oraler und analer Verkehr mögen außerordentliche Gefühlssensationen hervorrufen, jedoch nicht die unwillkürlichen, pulsatorischen Bewegungen und das Erbeben des gesamten Organismus, die die vollständige energetische Entladung erlauben. Dies bedeutet nicht, dass diese Formen der Sexualität nicht von einigem Wert bezüglich der energetischen Entladung sind. Das sind sie, doch mit der Zeit wird sich die nicht vollständig entladene Energie zu einem Grad aufbauen, der nicht befriedigend entladen werden kann und so Reizbarkeit und schlussendlich Neurosen zur Folge haben wird.
[7]Vorzeitige Arbeit am Becken kann große Mengen an Energie freisetzen, mit denen umzugehen der Organismus Schwierigkeiten haben kann. Häufig kommt es dann vor, dass der Patient ein anderes Segment erneut „panzert“, zum Beispiel die Augen oder den Mund, um die freigewordene Energie zu binden. Dies kann zu einem so genannten „Haken“ (hook) führen, wobei es extrem schwierig wird, das wieder gepanzerte Segment zu lösen, solange das Becken offen bleibt. Der Patient fühlt sich in diesen Situationen hilflos und hoffnungslos. Gelegentlich kann ein solcher „Haken“ auch spontan auftreten, aber meist ist er die Folge mangelhafter therapeutischer Technik.
[8]Indem man systematisch und konsequent von den oberflächlichen zur tieferen Charakterstruktur, vom Kopf zum Becken hin arbeitet, findet eine natürliche Konzentration und Fokussierung von prägenitaler zu genitaler Libido statt. Frühzeitiges Arbeiten an genital libidinösen Problemen oder das zu frühe Lösen der Beckenpanzerung kann zu einer „chaotischen“ Situation führen, aus der es keinen Ausweg gibt, oder dazu, dass sich der Patient verstärkt davor schützt, seine genitalen Probleme zu lösen. Arbeitet man nur am Körper außerhalb des Kontextes der Charakteranalyse, arbeitet man „blind“. Findet eine emotionale Öffnung statt, so ist sie gewöhnlich durch das erneute „Verpanzern“ des Patienten zeitlich begrenzt. Das Verstehen des Charakters des Patienten sagt dem Therapeuten „wohin er zu gehen hat“, um die Therapie zu vertiefen.