29 Jan
Bukumatula 3/1997
Beatrix Teichmann-Wirth
Am Sonntagabend des 30. Novembers wurde an Reichs ehemaliger Wohn- und Arbeitsstätte, in 1080 Wien, Blindengasse 46a, eine Reich-Gedenktafel, die von der Wiener Künstlerin Gundi Berghold gestaltet wurde, enthüllt. Die Festansprache von Dr. Beatrix Teichmann-Wirth ist nachfolgend abgedruckt: Die heutigen Bedingungen entbehren nicht einer gewissen Symbolik.
Es gibt keinen strahlenden Scheinwerfer, der auf das Werk strahlt – im abgedunkelten, aber warmen, lebendigen Licht, wo man genau hinsehen muß, ist die Tafel zu sehen. So wie auch bei Reichs Werk, welches man erst durch Nähertreten und genaues Betrachten erfassen und würdigen kann.
Das Wetter ist alles andere als gemütlich, so wie auch Reich zeit seines Lebens unter sehr ungemütlichen Bedingungen zu arbeiten und zu leben hatte – wiewohl er sich in diesem Hause hier – folgt man den Biographen – noch behaglich und mit – für ihn ungewöhnlich – persönlichem Luxus einrichtete. Oft war es so unbehaglich in Reichs Leben, daß ich mich oft wundere, über wieviel Kraft er verfügte, dennoch seine Arbeit zur Welt zu bringen.
Auch die Tafel ist, wie wir gleich sehen werden ein Symbol: sie ist nicht fest gepanzert, läßt etwas durchscheinen – Glas, das zerbrechlich ist, hoffentlich nicht zu sehr. Auf ihr findet sich das Reichsche Symbol und die Aufschrift „Arbeit, Liebe und Wissen sind die Quellen unseres Lebens. Sie sollten es auch beherrschen“.
Gerade in den letzten Tagen, im Zuge meiner Teilnahme am Symposium anläßlich Reichs 100. Geburtstags in der Stöbergasse, empfand ich eine große Dankbarkeit, was dieser große Mann alles auf die Welt gebracht hat. Und indem ich diese drei Quellen des Lebens nochmals aufgreife, möchte ich jetzt schließen: Es war für mich ein großes Geschenk, daß die Vortragenden etwas von ihrem Wissen mit uns geteilt haben – und das mit soviel Liebe zur Sache. Und es bleibt mir das wunderbare Gefühl, daß noch viel an Arbeit getan werden kann.
Aber vorerst bleibt wohl Zeit zu feiern.